Pippo Pollina - Il Sole che verrà

24 November 2016

 «Ich habe keine Angst mich gehen zu lassen und auf den Reimen zu taumeln», singt Pippo in seinem neuen Canzone «Io non ho paura». Mit seinem neuen Werk «Il sole che verrà» ist dem Sizilianer ein wunderbarer Songzyklus gelungen. Sein Thema ist die Hoffnung in Zeiten der Gewaltspirale – eine Hoffnung, die von der Kunst ausgehen muss.

«Wo die Politik und die Religion es nicht mehr schaffen, Elemente bereitzustellen für eine Plattform der Ideen und genügender Werte, sind wohl wir Künstler gefragt, mögliche Wege aufzuzeigen», schreibt Pippo Pollina in den Liner Notes zu seinem neuen Werk. Für den in Zürich lebenden Sizilianer führt der Weg über die Poesie und die Musik. Mit ihr bietet er seinen Zuhörern einen Hafen, in dem Brüderlichkeit und Gefühle vor Anker gehen können. «Die Hoffnung als Thema hat nie aufgehört mich zu beschäftigen», sagt Pollina. Umgesetzt hat er das Leitmotiv mit einem Ensemble aus knapp zwei Dutzend Musikern, von Jazzern bis zu Koryphäen der Klassik, unter ihnen alte und neue Weggefährten wie Multiinstrumentalist Martin Kälberer und Bassist Sven Faller.

«Il sole che verrà»

Zum Intro «Potrò mai dirti» tritt Pippo Pollina zunächst zurück und lässt den Sopran der Belgierin Odilia Vandercruysse brillieren – bevor ein Männerchor und schließlich Pippos eigene empfindsame Stimme einen grandiosen Kontrast bilden in dieser klassischen Ballade über das Mysterium des Lebens, vor dem man keine Angst haben soll. «A mani basse» erzählt zu einer sehnsüchtigen Harmonikamelodie von der Traurigkeit des Boxers, dessen Kampf zur Metapher für die Schwere des Lebens wird – wäre da nicht Licht am Ende dieses Tunnels. Mit diesem Song zieht der Lieddichter in berührender Art und Weise seinen Hut vor dem kürzlich verstorbenen großen Muhammad Ali.

Oft ist Pippo Pollina der Beobachter, der mit Detailliebe und ruhigem Wanderschritt den Blick richtet auf eine schnelle, überdrehte Welt, wie etwa im folkigen Flötenwalzer «Andarsene d'estate». Im federnden Titelstück begibt er sich auf eine Reise mit dem Wind zur Sonne, fast wie ein Ikarus, jedoch verbrennt er sich nicht die Flügel, sondern empfängt von ihrem Licht neue Inspiration für seine Dichtungen. Musikalisch wird das mit rustikalem Männerchor, lyrischem Saxophon und einem swingenden Bläsersatz gestaltet.

Einer der vielen Höhepunkte ist das eindrückliche «100 Chimere», das zunächst als schwebendes Luftgebilde mit klagender Duduk beginnt, als wehmütige Erinnerung, bis schließlich kraftvoll der Lebensfreude gehuldigt wird. Und im «Divertimento latino» drückt er zum argentinischen Chacarera-Rhythmus seine Liebe zu allen Hoffnung gebenden Dichtern und Musikern Lateinamerikas aus, kongenial unterstützt durch die Stimme von Marili Machado. Das andere bewegende Duett dieses Albums «E laggiù le lampare» singt Pippo Pollina mit der Norwegerin Rebekka Bakken: ein zärtlicher, anglo-italienischer Hymnus auf den Ozean, über den die Liebe trägt.

Zum Ende zeigt Pippo Pollina in «Ancora una» nochmals all seine feinen poetischen Regungen, wenn er sich in einem Loblied auf die unbändige Lebenslust, für die ein Menschenalter nicht reicht, von einer empfindsamen Pianoballade zu einem handfesten Rockgestus steigert. «Die Hoffnung stirbt zuletzt» - jeder kennt das Sprichwort. Für Pippo Pollina ist sie jedoch mehr als der letzte Strohhalm: Sie ist fruchtbarer Nährboden für eine aufrichtige und anrührende Liedkunst, die in unseren Breiten nur noch ganz selten zu finden ist.

CD:
Release: 13.01.17
Katalog-Nr: JHR 134
EAN: 4260075861340

Web & Social Media:
Pippo Pollina Homepage: www.pippopollina.com